Ein Elektroauto kann wirtschaftlicher sein als ein Dieselfahrzeug – und vor allem umweltfreundlicher.
Ernst Stephan vom NABU Waldbrunn berichtete in seinem Vortrag mit dem provokativen Titel: „Mit Vollgas in den Untergang?“ im Gasthaus „Drei Lilien“ in Mülben über seine Erfahrungen mit seinem Elektroauto der Marke Renault Zoe. Er beleuchtete, inwieweit ein Elektrofahrzeug einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen allgemein reduzieren kann.
Bei der Umstellung auf dieses Elektroauto musste er sich zunächst an einen Automatikantrieb gewöhnen. Die Benutzung des Ladegerätes und die Nutzung des modernen Bordcomputers seien leicht zu erlernen gewesen. Die Reichweite des Fahrzeugs sei mit 200 Km angegeben, wobei im Winter bei tiefen Temperaturen eine geringere Reichweite des Fahrzeugs berücksichtigt werden muss. Durch die anschauliche Verbrauchsanzeige im Display stelle dies jedoch kein Problem dar - zumal der Fahrer optisch auf dem Armaturenbrett zur sparsamen und vorausschauenden Fahrweise animiert werde.
Angetrieben wird das Auto durch einen Elektromotor mit 88 PS bzw. 65 kW, dessen Beschleunigungsleistung durchaus begeistere. Im sparsamen Eco-Modus leiste der Motor dann maximal 43 kW. Beim Bremsen wird lt. Stephan die Antriebsbatterie während der Fahrt wieder aufgeladen. Durch die Motorbremse würden bis zu 22 KW in die Batterie rückgespeist, die Fußbremse bewirke eine Wiederaufladung mit bis zu 43 KW. Nach Beendigung der Fahrt könne sie zu Hause am eigenen Ladegerät geladen werden oder unterwegs kostenlos bei ADAC-Niederlassungen oder bei einigen Stadtwerken. An den immer zahlreicheren Ladesäulen eines bestimmten Energieversorgers könne z.B. durch Anruf mit dem Handy oder per SMS die Ladung gestartet werden – eine volle Ladung (120 bis 200 km) koste dort ca. 8.- €, an der eigenen Ladebox zu Hause seien dafür ca. 6.- € an den jeweiligen Energieversorger zu bezahlen.
Die staatliche Förderung von Elektroautos sei in den einzelnen Ländern der Welt sehr unterschiedlich, was auf eine enge Verzahnung von Wirtschaft und der jeweiligen Politik eines Landes hindeute. In Deutschland gibt es für E-Autos nur die Befreiung von der Kfz-Steuer, in anderen Ländern gewährt der Staat eine steuerliche Förderung bzw. Steuerfreiheit bis zu 30.000 € - leider gerade in Ländern, in denen Atomkraft noch propagiert werde. Im Sinne der Energiewende sollte aber gerade in den Ländern, in denen man auf regenerative Energie setzt, die Förderung am höchsten sein. Besonders bedauerlich sei es, dass bei uns in Norddeutschland Windstrom mangels Nachfrage z.Zt. teilweise noch ungenutzt bleibe.
Zu den Vorbehalten gegenüber Elektroautos stellte er die Fragen: Welche Reichweiten werden wirklich täglich benötigt? Werden Arbeitsplätze sicherer durch Verharren auf herkömmlicher Technik? Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit und den ökologischen Vorteilen müssten z.B. auch die niedrigeren Werkstattkosten, die Steuervorteile und beim ökologischen Vergleich auch die CO2-Emissionen berücksichtigt werden, die für Verbrenner bei der Herstellung von Benzin und Diesel verursacht werden. Zur Zeit könnten die modernsten E-Autos, wie der Renault Zoe, der Nissan Leaf, die Tesla Modelle, der BMW i3 und i8 konventionelle Autos durchaus ersetzen.
Ladezeiten von 1 Stunde seien mit den entsprechenden Ladegeräten bei allen Modellen erreichbar. Endgeschwindigkeiten von 135 bis über 200 km/h seien je nach Modell möglich, wenn auch nicht unbedingt sinnvoll. Von den 5-sitzigen Elektroautos halte er den Renault Zoe für den Preisgünstigsten mit ca. 22.000 € (ohne Batterie).
Zur Wirtschaftlichkeit seines E-Autos machte Stephan eine Rechnung auf, nach der er alle relevanten Kosten einbezog, die bei 12.500 km/Jahr anfallen - inkl. Batteriemiete. Demnach sei der Zoe trotz höherem Anschaffungspreis genauso wirtschaftlich wie ein vergleichbares Dieselfahrzeug. Mit eigener Photovoltaikanlage und Nutzung der kostenlosen Lademöglichkeiten sei er sogar günstiger. Zur Wirtschaftlichkeit trüge bei, dass beim Elektroauto viele teure Verschleißkomponenten des Verbrenners nicht vorhanden seien, wie Auspuff, Getriebe, Kupplung, Katalysator, Lambda-Sonde, Zündkerzen, Zündverteiler, Motorenöl, Getriebeöl, Kühlwasser, Zylinderkopfdichtung, Zahnriemen, Benzintank. ASU sei ohnehin nicht erforderlich. Das sei auch dessen Vorteil gegenüber Hybrid-Fahrzeugen. Die Batterie zunächst noch zu mieten sei deshalb sinnvoll, da deren Preis in den nächsten Jahren deutlich sinken werde.
Durch ein Elektroauto werde die Umwelt von Lärm entlastet. Auch Abgase würden durch sie vermieden - ganz besonders, wenn als Stromquellen regenerative Quellen genutzt würden. Bei den CO2-Emissionen produziere das E-Auto, betrieben mit dem momentanen deutschen Strommix, halb so viel CO2 wie ein Verbrenner. Bei der Nutzung regenerativer Energie sei das E-Auto sogar nahezu CO2-frei. Er wies darauf hin, dass es lt. Fraunhofer Institut eine Reihe von Energieversorgern gäbe, die keine technische oder wirtschaftliche Verknüpfung mit Kern- und Kohlekraft haben und regenerativen Strom oft sogar preisgünstiger liefern.
Als Hürde für die Elektromobilität bezeichnete er die derzeit noch fehlenden leistungsfähigen Elektrotankstellen - besonders im ländlichen Raum, die mit 22 KW Ladeleistung eine volle Ladung innerhalb 1 Stunde ermöglichen.
Zusammenfassend stellte er fest, dass er mit seinem Elektroauto nach wie vor sehr zufrieden ist. Es biete einen besonderen Fahrgenuss - vor allem wegen seiner satten Beschleunigung ohne Motorenlärm und ohneAbgasgestank. Eine bestimmungsgemäße Verwendung vorausgesetzt, nämlich den Einsatz des Fahrzeugs für Strecken von täglich unter 120 km, stelle das E-Auto ein fortschrittliches, wirtschaftliches und vor allem ein sehr umweltfreundliches Verkehrsmittel dar.